Im Moment entwickelt sich unsere Transformationsphase immer dynamischer. Der Corona-Virus dient dabei als Reaktionsbeschleuniger. Unsere Gesellschaft wird erheblich durcheinandergewirbelt. Die mit dem Corona-Virus verbundenen massiven Einschränkungen in die Grundrechte führen zu einer Spaltung der Gesellschaft und zu erheblichen wirtschaftlichen Einbrüchen. Die Folgen sind durchaus mit denen eines Krieges vergleichbar. Das eröffnet auf der anderen Seite die Möglichkeit, unsere Gesellschaft komplett umzubauen. Insofern hat das Ganze auch einen positiven Aspekt.
Aus meiner Sicht sind wir an der Schwelle vom „Zeitalter“ der Angst zum „Zeitalter“ der Freude. Das heißt, während bis zum heutigen Zeitpunkt die Angst ein erheblicher Treiber für das Verhalten der Menschen war, wird zukünftig der Fokus auf die Freude gelegt. Die Menschen reagieren dann nicht mehr aus der Angst heraus, sondern lassen sich von der Freude führen und leiten. Das ist ein ganz zentraler Änderungsaspekt.
Und die jetzige Transformationsphase dient dazu, die „Strukturen der Angst“ zu beseitigen und das Fundament für eine freudebasierte Zukunft zu legen. Also genau das (in beschleunigter Form) umzusetzen, was ich in meinen Büchern beschrieben habe.
Vielleicht ist die aktuelle Situation auch mit einer persönlichen Begebenheit aus den Jahren 2002 und 2003 vergleichbar. Damals hatte ich nach dem Studium meine erste Stelle in einer größeren ortsansässigen Firma angetreten und wollte eigentlich (wie mein Vater und einige Verwandte und Bekannte) mein Berufsleben nun in diesem Unternehmen verbringen. Ich bekam auch gleich eine sehr interessante Aufgabe, bei der es um die Optimierung der damals neuen Beamblank-Technologie (quasi ein modernes Stranggussverfahren) ging. Eigentlich bestand die Aufgabe darin, diese Anlage überhaupt erst zum Laufen zu bringen.
Ich ging also mit Elan an die Arbeit und spürte auch viel Freude bei der Tätigkeit. Auf der anderen Seite beschlich mich immer mehr ein Gefühl von Fernweh und es wurde für mich immer unvorstellbarer, mein gesamtes Berufsleben an diesem einen Ort zu verbringen. Ich begann meine Mitschüler zu verstehen, die zehn Jahre zuvor nach dem Abitur darauf brannten, unseren Heimatort zu verlassen, um neue Erfahrungen zu sammeln. Aber so richtig lösen konnte ich mich nicht. Es bedurfte also eines „Initials“.
Dieses „Initial“ bekam ich am Morgen des 9.3.2003. An einem wunderschönen Sonntagmorgen bin ich zum Brötchen holen gefahren und habe die Fahrt aufgrund des schönes Wetters gleich mit einer kleinen Spazierfahrt verknüpft. Die Straßen waren trocken und die Temperatur war recht mild, so dass ich nicht ahnte, dass es in einer Kurve, die ich passieren sollte, gefährlich glatt sein könnte. Beim Durchfahren der Kurve fuhr mir jedoch der Schreck in die Glieder, als plötzlich das Heck linksseitig ausbrach. Ich habe dann versucht den Wagen zu stabilisieren und gegengelenkt. Dabei habe ich es wohl etwas zu gut gemeint, so dass der Wagen rechtsseitig ausbrach. Nachdem ich das Prozedere in entgegengesetzter Richtung wiederholte, begann sich das Heck linksseitig nach vorne zu schieben, so dass ich keine Einflussmöglichkeit mehr sah.
In dem Moment erinnerte ich mich an einen Beitrag im Fernsehen, in dem es um das richtige Verhalten in einer ausweglosen Unfallsituation geht. Ich nahm also die Hände vom Lenkrad und verschränkte sie vor dem Oberkörper. Außerdem nahm ich eine entspannte und bequeme Sitzhaltung ein und lockerte meinen Körper, um den dynamischen Kräften möglichst wenig Widerstand entgegenzusetzen. Wie sich später herausstellte, bin ich dann ca. fünfzig Meter nach der Kurve gegen den einzigen Baum weit und breit geprallt und das auch noch so ungünstig, dass dieser sich in die Fahrertür gedrückt hat und das Lenkrad und den Fahrersitz erheblich verformte.
Die äußeren Gegebenheiten können somit als maximal ungünstig angesehen werden. Jedoch bin ich mit einer mittelschweren Knieverletzung und einer Prellung des Oberschenkels sehr glimpflich davongekommen. Die anschließende Regenerationsphase habe ich gleich für die Neuorientierung genutzt und bin kurze Zeit später an den schönen Bodensee gezogen.
Ich habe dieses Geschehen so ausführlich beschrieben, weil ich glaube, dass wir uns gesellschaftlich in einer ähnlichen Situation befinden. Die Politik ist so verfahren wie meine Situation damals während des Verkehrsunfalls. Egal, was die Politiker im Moment noch machen, es ist alles falsch. Dabei ist es unerheblich, ob wir es mit einem realen Pandemiegeschehen zu tun haben, das aus dem Ruder gelaufen ist oder ob die Pandemie als Baustein für geostrategische Überlegungen Anwendung findet. Die Dynamik ist in beiden Fällen nicht mehr zu beherrschen.
Die aktuelle Phase erinnert auch ein wenig an den Beginn des 20. Jahrhunderts. Damals versuchten sich insbesondere die Briten dem aufsteigenden Deutschen Reich zu erwehren. Die Folgen sind bekannt und führten letztendlich zu der Auflösung des Britischen Empires.
Im Moment sind die USA der „Platzhirsch“, der versucht (zumindest das herrschende Establishment), China an seiner Entwicklung und vollständigen Entfaltung zu hindern. Allerdings sind die Chinesen ein ganz anderes Kaliber als es das damalige Deutsche Kaiserreich war. Während die deutsche Bevölkerung lediglich 60 Millionen Menschen umfasste und das Land strategisch sehr ungünstig lag, also umgeben von mehreren nahezu gleichwertigen Nationen, liegt China sehr günstig und umfasst etwa 20% der aktuellen Weltbevölkerung. Dass China dadurch die Weltmacht Nr.1 wird, ist eigentlich selbstverständlich. Zu versuchen, diesen Prozess aufzuhalten ist ein sinnloses Unterfangen. Man kann ihn lediglich hinauszögern (mit ähnlichen Begleiterscheinungen wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa).
Besser ist es jedoch, sich dem aktuellen dynamischen Prozess hinzugeben und die Entwicklungen mit einer gewissen Gelassenheit zu begleiten. China wird zwar die Weltmacht Nr. 1, aber es wird einen natürlichen bipolaren Gegenpart geben. Und dieser wird sich vermutlich aus der neusortierten westlichen Welt zusammensetzen, möglicherweise sogar mit Europa im Zentrum.
Wie bereits beschrieben, besteht für mich der übergeordnete Sinn der aktuellen Transformationsphase in der Entwicklung der oft angstgesteuerten („Leistungs-“)Gesellschaft in eine freudebasierte. Und je friedlicher und unaufgeregter die aktuelle Neuformierung erfolgt, desto günstiger ist das für diesen Entwicklungsprozess.