Nun gut, ganz neu ist die Digitalisierung ohnehin nicht. In der Industrie werden die betrieblichen Abläufe seit mehr als 30 Jahren von Rechnersystemen gesteuert und die Menschen wurden mehr und mehr durch Computer ersetzt. Dabei zeigten sich erhebliche win-win-Effekte.
Die Menschen wurden von monotonen und anstrengenden Tätigkeiten befreit und gleichzeitig führte der Computer diese Routinen schneller, kostengünstiger und qualitativ hochwertiger durch. Die Produkte wurden dadurch ganzheitlich aufgewertet und für den Verbraucher kostengünstiger. Auf der anderen Seite erfolgte der Personalabbau weitgehend sozialverträglich, in dem frei werdende Stellen nicht wieder besetzt wurden.
Die Menschen suchten sich andere Tätigkeitsfelder und fanden diese in der Dienstleistungs- oder später in der Informationsbranche. Die Arbeitslosenquote ist dadurch nicht wesentlich angestiegen. Ich denke so ähnlich wird das auch bei der zweiten Stufe der Digitalisierung ablaufen.
Während die erste Stufe weitgehend geräuschlos in den Firmen erfolgte (in vielen Firmen werden heute schon nahezu 100% der internen Abläufe digital abgebildet), findet die zweite Stufe auf offener Bühne statt und berührt das gesamte Leben der Menschen. Außerdem sind nun verstärkt die Meinungsbildner und Informationsmultiplikatoren wie zum Beispiel die Massenmedien betroffen und äußern ihren Unmut.
Wenn man sich aber an den Erfahrungen der ersten Stufe der Digitalisierung orientiert, kann man eindeutig sagen, dass die Vorteile gegenüber den Nachteilen bei weitem überwiegen und die meisten Ängste unbegründet sind. So lässt es sich entspannt und gelassen leben und auf die Weiterentwicklung unserer digitalen Gesellschaft freuen. Letztendlich überleben nur die Produkte, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden und sie in ihrer ganzheitlichen und emotionalen Weiterentwicklung voranbringen.
Dabei wird die Kommunikation sicherlich immer weiter auf die elektronischen Kanäle verlagert. Die Menschen kommunizieren immer stärker in Social Media oder Business-Netzwerken und verlagern ihre Kaufaktivitäten in die elektronischen Medien. So könnte ich mir auch vorstellen, dass die Güter des täglichen Bedarfs (in erster Linie Nahrungsmittel) zukünftig über das Internet bestellt werden und von Lieferanten (später möglicherweise auch von selbstfahrenden Systemen) zugestellt werden und an einer Übergabestelle vor dem Haus (Kühlschrank der von zwei Seiten geöffnet werden kann) abgeliefert und quittiert werden. Das System im Haus meldet (wie in den Firmen aktuell schon lange gang und gäbe) An- und Abgänge und sorgt für genügend Reserven. Der Mensch gibt seine Bedarfe ein und das System sorgt für die reibungslose Beschaffung und auch die Bezahlung (solange das Konto gedeckt ist).
Der Mensch wird sich also zukünftig immer stärker aus Routinetätigkeiten zurückziehen und sich auf die kreative Entwicklung und Optimierung seiner Produkte und Prozesse konzentrieren, die vermutlich niemals von Maschinen übernommen werden können. Damit sind wir auch schon bei den Grenzen der künstlichen Intelligenz und der Abgrenzung zum Menschen angekommen. Selbst wenn Millionen oder Milliarden von Daten zusammengeführt werden, ist ein System der künstlichen Intelligenz ein Rechnersystem, das über Algorithmen Rechnungen durchführt.
Quantensprünge durch außerordentliche Inspirationen sind nicht möglich. Je weiter wir in der Entwicklung unserer künstlichen Intelligenz kommen, desto deutlicher werden wir das erkennen. Mensch und Maschine stehen also nicht in Konkurrenz, sondern ergänzen sich. Jeder macht das, was er am besten kann und unterstützt den jeweils anderen.
Wichtig dabei ist, dass man die Digitalisierung und künstliche Intelligenz nicht als Selbstzweck betrachtet und diese seiner selbst Willen einsetzt, sondern die Systeme gezielt für die gute Entwicklung des eigenen Lebensstandards oder des Unternehmens verwendet.
Insbesondere bei den Unternehmen ist es entscheidend, dass man eine klare Abgrenzung zwischen den übergeordneten Strategien und Konzepten auf der einen und den technischen Lösungen auf der anderen Seite hat. Je besser und sauberer diese Abgrenzung erfolgt, desto unabhängiger werde ich von der technischen Entwicklung und kann zu meinen übergeordneten Anforderungen und Konzepten jeweils die aktuell besten technischen Lösungen umsetzen und entwickel dadurch eine gewisse Flexibilität (gut zu sehen auch in meinem Zwei-Säulen-Modell des Zukunftsmanagements).
Dabei ist nicht entscheidend, dass man der erste ist, der die technischen Neuerungen einsetzt (bestenfalls entsteht dadurch ein Vorreiterimage – der Druck ist also unnötig, wenn nicht sogar kontraproduktiv), sondern dass man das Unternehmen mit seinen Produkten und Prozessen gezielt und nachhaltig stärkt und erfolgreich für die Zukunft aufstellt.